Aufzeichnung vom Mittwoch, 2. Februar 2022

Smart Factory

digiZ Ostwürttemberg: Smart Factory am digiZ-Standort Schwäbisch Gmünd stellt sich bei Digitalwoche vor Prof. Dr. Thomas Bauernhansl gibt tiefe Einblicke in die Möglichkeiten einer vernetzten Produktion.
Digitale Prozesse können eine Produktion intelligenter, effizienter und transparenter machen. Wie dies bewerkstelligt werden kann, war bei der Digitalwoche Ostwürttemberg am 2. Februar 2022 am Standort des Digitalisierungszentrums digiZ an der Wissenswerkstatt EULE zu sehen und zu hören.
© digiZ Ostwürttemberg
Raus aus dem Corona-Kokon, rein in die Zukunft. Das war die Botschaft der offiziellen Eröffnung des Gmünder Standorts des digiZ. Dort haben kleine und mittelständische Firmen die Möglichkeit, sich bezüglich Digitalisierungsthemen zu informieren – und an den neusten technologischen Entwicklungen teilzuhaben.
Hier finden KMUs den Grundstock für die Fabrik der Zukunft“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler. Und dass diese Zukunftsorientierung bitter nötig ist, machen nicht nur Schwäbisch Gmünds OB Richard Arnold und Ostalb-Landrat Dr. Joachim Bläse deutlich – auch die geladenen renommierten Experten sagen: Die Wirtschaft befindet sich bereits mittendrin in der digitalen Revolution.
Wie grundlegend die Digitalisierung die Unternehmen noch verändern wird, machte Prof. Dr. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung deutlich. „Wir brauchen die Kombination aus Forschung/Entwicklung und Wertschöpfung, um daraus unseren künftigen Wohlstand zu generieren“, sagt Bauernhansl. Er forscht zur smarten Fabrik der Zukunft und brannte bei seinem Vortrag ein wahres Feuerwerk aus Anwendungsmöglichkeiten ab.
„Jedes Unternehmen ist ein Prozesshaus. Die dabei auftretenden Prozesse können mit Digitalisierung und Automatisierung effizienter gestaltet werden.“ Eine Herausforderung bei der Umsetzung ist die Systemvielfalt in vielen Unternehmen. „Diese monolithischen Systeme müssen in eine neue IT-Architektur überführt werden.“
Doch wie funktioniert das in einem Betrieb? Nach einer Analyse müssten Brücken zwischen den Teil-Systemen geschlagen werden. Die Fertigung muss flexibilisiert werden. Die Linien-Produktion muss in eine Matrix-Produktion überführt werden, wie sie beispielsweise bei Siemens in Karlsruhe bereits existiert. Nicht ohne „Folgen“: Die dortige Produktion wurde zur Fabrik des Jahres gekürt.
Bauernhansls Conclusio lautet: „Die Fabrik der Zukunft ist ein intelligenter Raum, in dem sich die Produktionsmodule frei bewegen und auftragsorientiert zusammenarbeiten.“ Elementar sei dafür eine intelligente Infrastruktur wie ein „denkender Boden“, der Energie und Signale übertragen kann. Ein weiteres Ziel ist die Automatisierung der Automatisierung: Maschinen können dabei von Menschen durch einen Vorgehensabgleich lernen. „Wir gefährden damit keine Arbeitsplätze, sondern retten die Wertschöpfung.“ In Deutschlands Wirtschaft fehlen künftig aufgrund der Demografie rund 30 Prozent der Arbeitskräfte. „Wir brauchen deshalb Robotik und Automatisierung“, so sein Fazit.

Wie man bei ZEISS vorgeht
Vor sechs Jahren gab ZEISS das Ziel aus, die Digitalisierung nochmals deutlich zu forcieren. Einer der Hauptakteure in diesem Prozess ist Jochen Scheurer, Head of Connected Smart Factory bei ZEISS. Er gab bei seinem Vortrag Einblicke in die Vorgehensweise beim Oberkochener Technologiekonzern. Daten, die auf einer Datenaustauschplattform hinterlegt werden, können für eine Analyse hinzugezogen werden. So können beispielsweise schadhafte Brillengläser-Rohlinge rechtzeitig automatisch aussortiert werden. Die schlaue Fabrik sei ein Prozess, bei dem die Mitarbeitenden mitgenommen werden müssen, betont Scheurer.
Wie das digiZ den Firmen in der Region helfen kann, digitaler zu werden, demonstriert Jürgen Widmann, Geschäftsführer der Durlanger EVO Automatisierungstechnik mit einer Demonstration der Smart Factory in der Wissenswerkstatt. Ein intelligenter, vernetzter Werkzeugschrank, der eigenständig Komponenten nachbestellt und eine 2014 gebaute Maschine, die nun um digitale Assistenzsystem ergänzt wurde, bilden in der Smart Factory den Kern des Demonstrators. So macht das digiZ den abstrakten Begriff Digitalisierung erleb- und greifbar.

Was Politik und Wirtschaft sagen
„Wir sollten uns nicht hinter Floskeln verstecken“, betont Ostalb-Landrat Dr. Joachim Bläse. „Wir wollen Appetit auf Digitalisierung machen.“ Das ist bei der Veranstaltung innerhalb der Digitalwoche in Schwäbisch Gmünd gelungen.
„Wir senden eine klare Botschaft an das Land: Wir werden einen Folgeantrag zur Förderung der drei Digitalisierungszentrum-Standorte stellen. Die künftige Förderkulisse soll nicht an der Region Ostwürttemberg vorbeigehen“, manifestiert IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler. Und OB Richard Arnold betont mit Charles Darwins Worten: „Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste. Es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann. Wir müssen auf den durch die Digitalisierung bedingten Wandel reagieren.“