In Erinnerungen schwelgen

Eröffnungsveranstaltung digiZ

© digiZ Ostwürttemberg


„Sie sind eine Klasse für sich“

Die Region hat einen weiteren Schritt in die digitale Zukunft getan: Mit der offiziellen Eröffnung des Digitalisierungszentrums (digiZ). Sie erfolgte allerdings ganz analog mit einem Festakt im Bildungszentrum der IHK, an einem neutralen Ort sozusagen, denn angesiedelt ist das digiZ dezentral in Aalen, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd. Dies werde die Region weiter voranbringen, sagte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut als Ehrengast und lobte Ostwürttemberg über den grünen Klee. Die kleinste Region des Landes habe allen Grund, selbstbewusst zu sein, denn sie sei das beste Beispiel für Wirtschaftskraft unter härtesten Bedingungen.
Dann zählte die Politikerin auf, wo Ostwürttemberg Spitze sei: Nicht nur bei der Geburtenrate und bei den Lebensbedingungen, sondern auch überall in der Wirtschaft bis hin zu den Patentanmeldungen. „Gerade in Sachen Innovationskraft sind Sie eine Klasse für sich und das digiZ unterstreicht Ihre Führungsposition!“

Führungsposition verteidigen

Die Ministerin stellte fest, um im internationalen Vergleich mithalten zu können, werde es immer wichtiger, vermehrt in Ökosystemen zu denken und zu handeln. Das digiZ Ostwürttemberg biete dazu kleinen und mittleren Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und weiteren regionalen Akteuren an den Standorten Aalen, Schwäbisch Gmünd und Heidenheim ideale Bedingungen.
Zu Beginn hatte IHK-Präsident Markus Maier die Gäste begrüßt. Er unterstrich: „Den Stellenwert, den dieses Zentrum von Beginn an genießt, können Sie daran ablesen, dass uns die Wirtschaftsministerin des Landes die Ehre gibt und mit uns diesen Schritt in die digitale Zukunft unternimmt!“ Maier fuhr fort, die Flut von Kürzeln und Anglizismen werde zu einem Tsunami, der auch noch so Lernwillige überrolle. Man müsse also aufpassen, dass man mit Worten nicht Menschen oder ganze Bevölkerungsgruppen ausschließe, weil sie nicht mehr mitkämen und die Worte nicht verstünden. „Und was der Mensch nicht versteht, das lehnt er in der Regel auch ab!“

Kernthema Akzeptanz

Somit sei die Akzeptanz ein Kernthema der Digitalisierung. „Nur wenn wir möglichst viele auf diesem Weg mitnehmen können, werden wir auch das notwendige Verständnis für diese Digitalisierung erhalten.“ Denn die noch gar nicht absehbaren Eingriffe der Digitalisierung in das berufliche und private Leben, sagte der Redner weiter, seien schon aufgrund ihrer Neuartigkeit, ihrer Umfänge und ihrer Geschwindigkeit nicht geeignet, von jedem Einzelnen und auch nicht von jedem einzelnen Unternehmen freudig begrüßt zu werden.
Es sei also nicht nur eine Frage des technisch Machbaren, sondern es gehe auch darum, wie man die Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesem Weg begleite. Maier: „Es ist eine Frage, wie es uns gelingt, Menschen unterschiedlichen Alters und Bildungsstands, Menschen mit angeborener Neugier ebenso wie zögerlich oder ängstlich Veranlagte von den Chancen und Vorteilen der Digitalisierung zu überzeugen.“ Diese Wende habe das Potenzial, das Leben so grundlegend zu verändern, dass allein diese Botschaft bei vielen zu einer Abwehrhaltung führe.

DigiZ schließt eine Lücke

Diese Lücke wolle das digiZ schließen. Es wolle Akzeptanz schaffen und Menschen veranschaulichen, was das so genannte digitale Zeitalter bedeute. Deshalb sei die Festlegung auf drei Standorte richtig. „Damit sind wir dezentral vor Ort, dort, wo Inhalte und Akzeptanz gleichermaßen abgefragt werden können.!“ Dort fänden maßgeschneidert und zur Ausstattung passend Workshops, Matchings, Veranstaltungen zur digitalen Realität, zur Künstlichen Intelligenz oder zu Themen wie Cybersicherheit statt. Bereits im ersten halben Jahr seien über 40 Veranstaltungen gelaufen.
Regional verteilt, fuhr Maier fort, sei auch die breite Partnerschaft in der Trägerstruktur. Konsortialpartner seien der Ostalbkreis und der Landkreis Heidenheim, Partner aus der Wirtschaft seien die EnBW/ODR, Geodata, Netcom BW, Voith und die Zeiss AG. Maier schloss: „Wir sind gut aufgestellt und wir sind gut gestartet!“
Vor den Veränderungen habe man keine Angst, ergänzte Landrat Klaus Pavel, weil sie großartige neue Chancen böten. Ostwürttemberg als bedeutender Wirtschaftsstandort sei immer offen für Innovationen. Im digiZ gehe es nun um konkrete Fragestellungen und das Ausprobieren. Es sei sozusagen ein Teilchenbeschleuniger und habe Strahlkraft für den gesamten ländlichen Raum. Es präge den Charakter der Region.
Der Heidenheimer Erste Landesbeamte Peter Polta sagte, die Digitalisierung sei eine große Herausforderung und riesengroße Chance. Das digiZ helfe mit, dies zu erkennen. Allerdings müsse die Breitbandversorgung verbessert werden. Der Glasfaserausbau in den Gewerbegebieten müsse Vorrang haben und mit dem „Flickenteppich der Funklöcher“ müsse Schluss sein.

Virtueller Rundgang, interative Keynote & Ausstellung “Zukunft erleben”

Unter der Regie von IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle machten die Gäste zusammen mit der Ministerin einen virtuellen Rundgang durch das Digitalisierungszentrum an den Standorten in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim. Die drei Standorte stellten Landrat Pavel und die Oberbürgermeister Thilo Rentschler (Aalen) und Bernhard Ilg (Heidenheim) vor.
Zum Abschluss machte Dr. Florian Ilgen in einem interaktiven Vortrag deutlich, was das Unterbewusstsein des Menschen mit der Digitalisierung zu tun hat, wie man es maximal nutzen kann und wie man seine Leidenschaft bewahrt, um den Wandel als Chance zu begreifen.
Mit der Ausstellung „Zukunft erleben“ bestand im Anschluss die Möglichkeit, neueste Technologien kennenzulernen und selbst zu erleben.


Das Wirtschaftsministerium fördert das digiZ sog. regionalen Digital Hub mit einem Zuschuss in Höhe von rund 996.000 Euro. Das digiZ ermöglicht es Unternehmen, Start-ups sowie weiteren Akteuren, Forschungseinrichtungen und Hochschulen etwa bei der Entwicklung digitaler Innovationen zusammenzuarbeiten.

Das digiZ ist regionale Anlaufstelle für die Digitalisierung und bietet eine Plattform für alle Akteure. Gemäß dem Motto „Entdecken – Erkennen – Entwickeln – Erleben“ macht es die Digitalisierung greifbar. Es regt Aktivitäten an, stellt Potenziale dar und zeigt Handlungsfelder in Unternehmen auf. Außerdem schafft es Raum für digitale Innovationen und bietet die Möglichkeit zur Vernetzung. Den Unternehmen stehen Coworking Spaces, Werkstätten, Labore und sonstige multifunktionale Räume zur Verfügung. Dort können sie neue Projektideen direkt im digiZ abseits des operativen Alltags erproben.

In den Räumlichkeiten treffen unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen, Technologien und Kreativität aufeinander. Manager Peter Schmidt und Referentin Sarah Wörz schoben bereits immer wieder den Digitalisierungsprozess in der Region an. Es entstand ein 20 Firmen starkes IT-Netzwerk, um diesen Fortschritt finanziell zu fördern, aber auch, um anhand der Netzwerkmitglieder Unternehmen die Best-Practice-Beispiele der Region aufzuzeigen, 50 Firmen haben bereits vor der Eröffnung Kontakt mit dem digiZ aufgenommen, um sich beraten zu lassen. Schließlich hat die Zusammenarbeit von bestehenden Unternehmen, Start-ups und Forschungsakteuren im Zuge der Digitalisierung großes Potenzial für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Darüber hinaus bietet das digiZ Ostwürttemberg Workshops, Matching-Formate und individuelle Unterstützungsangebote für die Unternehmen der Region. Im neu gegründeten IT-Netzwerk Ostwürttemberg bringt das digiZ beispielsweise Unternehmer, Fachkräfte und weitere Themenverantwortliche zusammen. Darüber hinaus unterstützen sogenannte Marktscouts die Unternehmen der Region bei der Entwicklung digitaler Lösungen und Innovationen.